
Ich werde nicht aufhören, zu arbeiten! Nicht dauerhaft! Mein Mann und Menschen, die mich gut kennen, werden jetzt sagen: Endlich hat sie es selbst erkannt, wir wussten es schon die ganze Zeit!
Okay, ihr hattet Recht. Ich bin viel zu neugierig und aktiv, um nicht irgendwas zu machen. Und meistens zahlen irgendwelche Menschen dafür, dass ich es tue. Man nennt es dann wohl auch Erwerbsarbeit. Obwohl es für mich eher Mission ist und eben auch bleiben kann.
Der Schlüssel liegt in der Dosierung!
Ohne Termindruck ist mein Leben als Coach und Autorin wunderbar! Heißt, ich habe für dieses Jahr meinen (öffentlichen) Buchungskalender deutlich reduziert, man kann mich nur noch an ausgewählten Tagen buchen. Einen wichtigen Impuls habe ich aus den USA gehabt, leider finde ich den Link nicht mehr, wo ich es gelesen oder gehört habe. Aber es ist auch eigentlich so trivial, dass ich hätte selbst drauf kommen können:
Eliminiere alles, was Dir an Deiner Arbeit keinen Spaß macht
Eine kluge Idee! Ich habe sie aufgegriffen und mich in den letzten Monaten genau beobachtet.
- Was genau macht mir keinen Spaß? Kann ich es sein lassen? Was sind die Konsequenzen? Kann ich es delegieren? An wen? Werde ich damit zufrieden sein?
- Könnte es sein, dass die eigentliche Arbeit gar nicht so schlimm ist, wenn ich keinen Zeitdruck habe? Wann geht es besser?
- Gibt es andere Sichtweisen auf Dinge, die nunmal gemacht werden müssen?
- Wann stört mich nicht eine einzelne Tätigkeit, sondern die Summe von Tätigkeiten?
- Wann lenke ich mich unnötig ab, indem ich mal eben noch Social Media schaue oder mich sonstwie aus meiner Konzentration bringen lasse? Wann stören mich andere mit Anrufen? Was kann ich auch hier tun, um mehr Ruhe und Konzentration in meine Zeit am Schreibtisch zu bringen?
- Und wie lange will ich optimalerweise überhaupt am Schreibtisch arbeiten?
In den letzten Wochen habe ich viel umgestellt. Mir angeschaut, was mir Spaß bereitet, was ich aufregend finde und was meine Neugierde weckt.
Was ich gut kann
Dann habe ich auch geschaut, was ich täglich mache, weil ich es gut kann. Mit 55 kann ich viel gut. Das ist nicht wirklich eine außergewöhnliche Leistung, sondern die Konsequenz aus 35 Jahren professioneller Arbeit mit Leidenschaft. Da müssen zwangsläufig Dinge herauskommen, die man gut kann. Die spannende Frage für mich war aber, ob sie mir noch Spaß bereiten und ob ich sie noch aufregend finde. Nicht alle. Dennoch fällt es mir hier besonders schwer, aufzuräumen. Denn allein die Tatsache, dass ich positives Feedback bekomme, fühlt sich ja schon irgendwie gut an. Poliert mein Ego. Trotzdem gibt es Gespräche, da habe ich das Gefühl, sie sind für andere neu, aber ich habe das doch schon zig Mal erzählt. Mein Aufräumprozess ist hier noch nicht abgeschlossen, eher habe ich die Brille geputzt, die hier hinschauen darf.
Was mich neugierig macht?
Die Transformation in die dritte Lebensphase. Wie immer man sie umschreibt, ob Rente, Ruhestand, Silver Age oder was auch immer. Ich dachte ja erst, das englische "Retirement" hört sich besser an als Ruhestand. Bis ich gelernt habe, dass Re tire eigentlich Reifenwechsel heißt und man die alten Reifen einfach stehen lässt. Das ist auch nicht besser als Ruhestand. Es fehlt noch das neue Wort für die Lebensphase, die ich leben will und bei der ich gerne auch andere Menschen begleiten will. Die Seite hier wird sich langsam wandeln. Weg von dem reinen Erfahrungsbericht, mehr zu einer Seite, in der ich auch teilhaben lasse an Veränderungsideen, die anderen helfen können. Also mehr hin zu einer Ratgeberseite, gezielt für Menschen, die zwischen zwei, drei Jahren vor der Rente bis zu ihrem klaren Weg in das eigene Rentenleben stehen. Vielleicht entstehen auch Coachings oder Workshopideen, dosiert könnte das Spaß machen. Und ich hätte große Lust auf mehr Austausch, einfach weil ich dabei immer selbst auch viel hinzulerne. Aber alles zu seiner Zeit. Rechne nicht gleich mit Angeboten, nur mit einer graduellen Veränderung auf dieser Seite. Eine erste Veränderung ist eine neue Kategorie: "Arbeit im Alter". Raum für Ideen, wie man im Alter weiter arbeitet, so dass es passt. Denn ich weiß aus vielen Gesprächen in den letzten Wochen, dass dies sehr viele Selbständige umtreibt. Denn ich stand immer ganz alleine da, wenn ich in irgendwelchen Austauschrunden von Selbständigen erzählt habe, dass ich darüber nachdenke, mit der Arbeit aufzuhören. Lasst uns über die passende Arbeit im Alter nachdenken. So das am Ende des Lebens nicht die Aussage steht: Bis zum letzten Schluss hat sie gearbeitet! Sondern lieber: Sie hat in vollen Zügen gelebt und ist dabei ihrer Mission in vielen verschiedenen Facetten nachgegangen!
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Barbara (Montag, 20 Februar 2023 16:36)
Hallo Gisela, danke für diese wertvollen Impulse. Ich arbeite als Physiotherapeutin und manchmal finde ich mein Arbeitsleben sehr anstrengend. Die Impulse nehme ich mit, um zu schauen, was ich da optimieren kann. Denn leider bin ich noch nicht in dem beneidenswerten Zustand, dass ich aufhören könnte. Aber vielleicht ein bisschen reduzieren. Viele Grüße Barbara
Sabine (Mittwoch, 22 Februar 2023 21:15)
Liebe Gisela, wie immer hast du erfrischende Worte für ein nicht ganz einfaches Thema gefunden, denn es geht nicht nur um Spaß, sondern auch um Kraft. Zudem gibt es sicherlich den Unterschied zwischen Solo-Selbstständigen und denen, die Verantwortung für MitarbeiterInnen haben, denn dann muss das Reduzieren und Ausschleichen sehr gut vorbereitet und kommuniziert werden. Ich freue mich auf den Austausch. Viele Grüße, Sabine
Gisela (Samstag, 25 Februar 2023 12:24)
Liebe Barbara, danke für Dein Feedback. Ich wünsche Dir, dass Du die richtige Balance findest, zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und Deiner Kraft und Freude an der Arbeit.
Liebe Sabine, Dir auch besonderen Dank für Dein Feedback. Du machst mir einen wichtigen Aspekt deutlich. Bisher habe ich in diesem Blog nur ganz alleine meine und unsere Reise beschrieben. Was für mich passt und was für mich Lösungen sind. Nicht mit dem Anspruch, dass es auf Andere passen muss oder soll, sondern eben nur für uns. Die Überschrift bei diesem Blogpost lässt etwas anderes anklingen und prompt kommen berechtigte Einwände. Denn mit Personal und Sachzwängen aus einer Anstellung ist das Ganze natürlich nicht so einfach, wie als Solo-Selbständige. Viele Grüße Gisela