
Die Welt steht gerade ein bisschen Kopf. Der Aktienmarkt ist gesunken, die Inflationsrate hoch und die Unsicherheit entsprechend groß. Wie gehe ich damit um und wie verändert dies meine Planung, mit 55 in Rente zu gehen?
Zunächst war Angst noch nie ein guter Ratgeber. Aber ich will auch nicht sagen, dass ich mir keine Sorgen mache: Ich mache mir Sorgen angesichts der Klimakatastrophe, die uns in den nächsten Jahrzehnten einfach viele Lebensstilveränderungen bescheren wird. Freiwillige Veränderungen, das wäre gut und Unfreiwillige, die machen mir Sorgen. Und ich sorge mich vor dem zunehmenden Ruck nach Rechts und der systematischen Destabilisierung Europas, wahrscheinlich forciert von Russland. Für mich macht diese Erklärung Sinn und ich will deshalb nicht in allgemeine Panikstimmen einstimmen. Solange ich nicht zu viele Medienstimmen konsumiere, geht es mir gut.
Dennoch liegt die Frage natürlich auf der Hand, wie man seine Finanzen für die nächsten 30 oder 40 Jahre berechnet bei einer Inflation von 10%. Würde ich diese in meine wunderbare Excel-Tabelle eingeben, würde ich auf horrende Kosten kommen, die ich nicht decken könnte. Also den Renteneintritt verschieben?

10 % dauerhafte Inflation?
Die aktuelle Inflation macht sich an zwei großen Warenkörben fest: Energie und Mieten. Fossile Energie wird immer teurer, je teurer sie wird, desto mehr werden wir lernen, auf Alternativen umzusteigen. Was wir allerdings brauchen ist eine Entkoppelung aller Energiepreise vom Gas. Erneuerbare Energie kann günstiger produziert werden und das sollte auch so weitergegeben werden. Es macht keinen Sinn, diese Energie zu steigenden Gaspreise zu verkaufen. Wie sich die Mieten entwickeln, das kann ich nicht einschätzen. Dazu fehlt mir die Expertise.
Insgesamt halte ich mich aber an die Aussagen von vielen Experten und auch auf den Blick in die Historie: Wir werden keine dauerhafte Inflation von 10% sehen, sondern diese wird sich wieder auf sowas wie 2 oder 3% einpendeln. Vielleicht auch zeitweise 4%...
Unsere persönliche Inflation
Wir sind von den beiden großen Warenkörben nicht sehr betroffen. Entsprechend gestaltet sich unsere persönliche Preissteigerung anders:
Noch heizen wir unser Haus mit Gas, die Preise haben sich bei uns verdoppelt. Dennoch liegen sie unter 200 € im Monat, damit können wir umgehen. In unserer neuen Wohnung werden wir mit Pellets heizen. Die sind auch teurer geworden, aber ich bin sicher, dass wird sich wieder etwas regulieren. Zumal es ein gut gedämmtes Haus sein wird, mit einer modernen Heizungsanlage. Wir fahren sehr wenig Auto und der Nahverkehr hat sich in Berlin sogar verbilligt. Entsprechend trifft uns die Inflation bei Benzin so gut wie gar nicht. In unserem eigenen Haus sind Mieten unrelevant.
Wir führen seit Jahren ein Haushaltsbuch, ich habe mir entsprechend die Ausgaben für September 21 zu September 22 angeschaut. Unsere persönliche Inflation zwischen den beiden Monaten beträgt genau 2,2%.

Wie plane ich die Zukunft?
In meiner Excel-Liste, die Du auch gerne nutzen kannst, muss man zweimal die eigene Inflationsrate festlegen. Nämlich einmal für die Zeit, in der man noch nicht in Rente ist und einmal für die Rentenzeit. Ich habe dies bei mir brav durch den Eintritt ins gesetzliche Rentenalter unterteilt, einfach weil mein Mann und ich dann auch kleine Renten beziehen werden. Bis ich 67 bin, habe ich meine Inflation auf 3% festgelegt. Also für die nächsten 13 Jahre.
Im eigentlichen Rentenalter rechne ich dann nur noch mit einer Inflation von 2,5%. Ich gehe einfach davon aus, dass sich unsere Kostensteigerungen im Alter etwas mehr in Grenzen halten werden. Wir erleben uns jetzt schon als relativ konsumfaul und ich vermute, das wird noch schlimmer.
Ob ich damit richtig liege? Das weiß ich nicht. Aber ich kann aktuell damit gut schlafen und fühle mich auch wohl, wenn mein Depot gerade nicht so gut ausschaut. In der Hinsicht bin ich froh, dass ich - allein schon um unsere neue Wohnung sicher zu finanzieren, eine Bucketstrategie fahre, so dass ich aktuell auf Geld aus meinem Aktiendepot nicht zugreifen muss.
Wie gehst Du mit der Inflation um? Hat sie Auswirkungen auf Deine langfristige Finanzplanung?
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Marianne Bloss (Donnerstag, 10 November 2022 13:58)
Ich danke Dir, dass Du die Gemengelage mal ohne große Panik auseinandernimmst. Also bis auf die Klimaveränderung, vor der man ja auch echte Panik haben kann. Bei mir ist es auch so, dass ich zwar ein bisschen mehr ausgeben muss, aber ansonsten eh sparsam lebe und deshalb auch die Inflation nur auf sparsame Ausgaben trifft. Da ich immer darauf geachtet habe, dass am Ende des Monats noch Geld übrig ist, ist halt jetzt ein bisschen weniger übrig. Wobei ich mich aktuell noch nicht trauen würde, in Rente zu gehen. Darüber denke ich noch nicht nach, obwohl ich schon 58 bin. Viele Grüße Marianne
Gudrun Behm-Steidel (Mittwoch, 07 Dezember 2022 13:52)
Danke, liebe Gisela, dass du die Frage stellst, die für so viele bestimmt in der Luft liegt. Für mich jedenfalls!
Ja, ich finde die 10% Inflation schon bedenklich. Aber wenn ich jetzt nicht investiere, verliere ich die vollen 10%. Wenn ich breit gestreut, mit Strategie und Bedacht investiere, habe ich die Chance damit einige Prozente plus zu machen und damit kann ich die Inflationsrate wenigstens etwas reduzieren. Liebe Grüße Gudrun