Die Liebe zu meinem Garten

Seit fast 20 Jahren hege und pflege ich ihn, meinen Garten in der Hufeisensiedlung. Ab Mai fahren wir in der Regel bis Juli nicht lang weg, weil in der Zeit so viel zu pflanzen ist. 

 

Ich liebe es zu planen, was ich wo verändern will, zu schauen, was sich von alleine entwickelt und natürlich alle Blumen und das ganze Gemüse, was im Laufe des Jahres in unserem Garten wächst. 

 

Lange konnte ich mir nicht vorstellen, dieses Kleinod aufzugeben. Jetzt haben wir doch entschieden, dass wir gehen. Ich habe nach diesem Sommer noch einen Sommer in meinem Garten, dann geht er in andere Hände. Aktuell mache ich erstaunliche Beobachtungen, die mich selbst sehr überraschen. 

Der Abschiedsprozess leitet sich schneller ein, als ich gedacht habe. Spannend, wie sich mein Fokus verändert. In Zukunft werden wir eine große Dachterrasse haben. Schon mit dem Beginn dieser Saison habe ich den Fokus sehr auf unsere aktuelle Terrasse gelegt und einfach hier schon viel mehr Sachen angepflanzt, die sonst im Garten gelandet wären. Ich möchte erste Erfahrungen sammeln mit der Bepflanzung von Gefässen. 

Im Garten selber wird es dagegen immer "natürlicher". Über Jahre habe ich gegen den Giersch gekämpft. Jedes Frühjahr stundenlang Wurzeln aus dem Garten gegraben, damit er nicht überhand nimmt. Dieses Jahr war viel Giersch da. Er blüht sogar hier und da. Ich lass ihn viel mehr wachsen und freue mich, dass ich diesen Kampf bald hinter mir lassen kann.  

Die Wahrnehmung ist überhaupt sehr verschoben. Als ich gerade mein Häuschen und den Garten gekauft hatte, wohnten nehmen mir noch ältere Herrschaften. Er meinte zu mir, als ich mich begeistert durch meine Natur durcharbeitetet: "Ja, so ein Garten ist schon sehr viel Arbeit." Ich  habe damals freudig erwidert: "Ich habe viel Geld bezahlt, damit ich das machen darf." Ich war bis letztes Jahr begeisterte Gärtnerin. Dieses Jahr macht sich der Satz meines Nachbarn auch in meinem Kopf breit. Es ist auch mit viel Arbeit verbunden, einen schönen Garten zu haben. Ich fange an, mich darauf zu freuen, weniger Gartenarbeit zu haben. 

Natürlich weiß ich noch nicht, wie viel mir der Garten auch fehlen wird. Aber ich weiß, dass mir die aktuelle Wahrnehmung, die den Garten auch als Arbeit erkennt, helfen wird, den Abschied leichter zu gestalten. Tatsächlich gehe ich sogar davon aus, dass die Aufregung, eine große Dachterrasse zum Leben zu erwecken, mich so sehr in Anspruch nehmen wird, das ich den Garten gar nicht so sehr vermissen werde. Es ist auch hier ein neuer Lebensabschnitt, mit neuen Herausforderungen. Nicht mehr der Giersch wird dominieren, ganz zu schweigen von den Schnecken. Sondern vermutlich eher der Wind und die Beschränkung durch Töpfe und Kübel. Ich freu mich, wenn Du mir Deine Erlebnisse schilderst. Kannst Du Dir vorstellen, Deinen Garten zu verlassen? Oder hast Du die Erfahrung bereits gemacht? Und wie gut findet sich eine Gärtnerinnenseele auf Balkon und Dachterrasse zurecht? Ich freu mich, dazuzulernen!!! 

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