Sicherheit für die Zukunft?

Wie gern hätte ich sie, die Sicherheit, dass ich auch mit 55 in Rente gehen darf, dass ich dies in der Zukunft nicht bereuen werde. 

 

Diese Sicherheit mache ich in erster Linie an den Finanzen fest. Denn die büße ich ja auch ein, wenn ich aufhöre, Geld zu verdienen. 

 

Die letzten Wochen habe ich ausführliche Excel-Tabellen gebaut, um meine finanzielle Zukunft zu simulieren. 

 

Simulation ist das richtige Wort. Denn leider, leider werde ich keine endgültige Sicherheit haben. Um den Umgang mit Unsicherheiten in Zuversicht wird es in diesem Beitrag gehen: 

Welche Unsicherheiten wird es wohl in den nächsten 40 Jahren geben? Ich rechne mal nur beispielhaft 40 Jahre zurück: Damals war ich 15 Jahre alt, habe mit einem Telefon mit Wählscheibe im Flur meiner Eltern telefoniert, den ersten Computer in einem Technikmuseum gesehen und hatte im übrigen keine Ahnung, was ich in Zukunft machen werde. Im Laufe der nächsten 40 Jahre sollte die Mauer in Berlin fallen, viele Kriege die Welt verunsichern, der CO2 Ausstieg massiv steigen und sich unser Lebensstandard ein gehöriges Stück erhöhen. Mindestens den Mauerfall hatte ich überhaupt nicht für vorstellbar gehalten. Ich selbst habe in den 40 Jahren auf der finanziellen Seite gelernt, gute Gehälter zu verhandeln und mir über meinen Wert immer bewusster zu werden, Immobilien zu kaufen und zu verkaufen, Aktien zu kaufen, zu halten und  oft mit Gewinn und manchmal Verlust zu verkaufen und insgesamt mein Geld erfolgreich zu vermehren. Also viele, viele Learnings und unerwartete Entwicklungen. Ich gehe nicht davon aus, dass sich in den nächsten 40 Jahren nicht genausoviel oder vielleicht noch mehr entwickelt und ich hoffe und werde daran arbeiten, dass ich auch bis ins hohe Alter lernfähig bleibe und ich mich dementsprechend auch munter weiterentwickle. Soviel erstmal zur Einordung von zukünftigen 40 Jahren, mit denen ich so sicherheitshalber rechne.

 

Jetzt aber der Zukunftsblick. Zunächst der Blick auf finanzielle Umstände. 

 

Kurseinbrüche und Marktkorrekturen

Die wird es geben. Sie gehören dazu. Auch wenn sie sich nicht gut anfühlen, wenn sie gerade passieren. 

Wie ich darauf reagiere?  Zunächst plane ich relativ konservativ und ich arbeite mit einem Tagesgeldanteil, den ich anzapfen kann, wenn mein Depot oder andere Assets Zeit brauchen, um wieder zu korrigieren. 

 

Inflation 

Genetisch steckt uns irgendwie die Hyperinflation noch in den Knochen und auf die hätte ich auch keine wirkliche Antwort. Außer möglichst viel Vermögen in Aktien und Immobilien zu halten, weil diese bei einer Inflation vom Werteverfall nicht so betroffen sind. Die normale Inflation lässt sich schon ganz gut aushalten, wenn man flexibel ist. Wird das Autofahren teurer, nutze ich halt die Bahn. Oder ich bleibe häufiger zu Hause. Wird die Heizung teurer, trage ich mehr Pulli. Insgesamt schraube ich möglicherweise meinen Nice-to-have Konsum insgesamt runter, bis sich die Lage wieder mehr entspannt hat. 

Klimarisiken

Hier habe ich viel mehr Sorge! Denn wir werden in den nächsten 40 Jahren massive Klimaveränderungen erleben. Ob diese nur Hitzetage, Trockenheit, Stürme und Überschwemmungen bedeuten, oder ob wir uns auch mit Kriegen, oder zumindest den Auswirkungen von Kriegen auf der Welt durch geflohene Menschen zu tun haben oder ob die Erde zunehmend komplett unbewohnbar wird, das kann ich nicht so genau vorhersehen. Aber wenn ich mir wissenschaftliche Vorhersagen anschaue und gleichzeitig beobachte, wie gleichgültig wir einfach weitermachen, dann denke ich, werden wir hier viel mehr Unwägbarkeiten erleben, als bei den oben genannten Finanzthemen. 

Meine individuellen Risiken

Ich weiß nicht, wie alt ich werde. Ich weiß nicht, ob und wie gesund ich alt werde. Für letzteres kann ich ein bisschen was tun, für Ersteres kann ich es natürlich auch versuchen. Dennoch liegt hier einiges nicht in meiner Hand. Bei meinen Rechenspielen gehe ich auf Nummer sicher und rechne mit einem langen Leben. In meinem Alltag bin ich da eher ein bisschen demütig unterwegs und dankbar für jeden Tag, den ich gesund und munter mein Leben verbringen darf. 

In meinem bisherigen Leben bin ich gut damit gefahren, meine Energie und meine Gedanken in die positiver Erwartungshaltung zu lenken. Entsprechend plane ich auch für die vor mir stehende Lebensphase Gesundheit, Lebensenergie und viel Freude mit ein. Entsprechend rechne ich auch nicht im hohen Alter mit einem Platz in einem Wohnstift, auch wenn dies natürlich bedeuten kann, dass ich mir wenn es soweit ist, das Nobelwohnstift auch nicht leisten kann. Ich bin nicht mal sicher, ob ich in meiner Wohnung alt werden will, aber ich vertraue darauf, dass sich dann eine supergute Lösung finden wird. 

 

Vertrauen in die Zukunft

Wenn ich halbwegs fröhlich in die Zukunft schauen will, bleibt mir keine andere Wahl, als der Zukunft zu vertrauen. Wissentlich, dass es für mich und für uns alle keine Sicherheit gibt, das es so bleibt wie es ist. Mit der Zuversicht, dass Veränderungen auch Gutes mit sich bringen können. 

 

Als Kind hat meine Mutter immer ihr Kindermädchen zitiert, mit der sie die Kriegszeiten verbracht hat: "Es ist immer weitergegangen, auch wenn es gar nicht mehr gegangen ist." 

 

Wir werden keine Gewissheit haben, aber ich vermute, dass dies auch nicht besser wird, wenn ich noch einige Jahre arbeite. Was meinst Du? 

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Kommentare: 2
  • #1

    Jochen Volk (Sonntag, 07 August 2022 08:19)

    Sehr guter Beitrag. Das meiste davon habe ich auch berücksichtigt, auch meine Exel Tabelle die ich monatlich anpasse.
    Normal sollte es bis 100 ganz gut reichen. Aber Unwägbarkeiten wird es immer geben. Man sollte sich diesen dann immer anpassen.
    Beste Grüße
    Jochen Volk

  • #2

    Stephan (Sonntag, 07 August 2022 13:13)

    Hallo guter Beitrag bin selbst finanziell frei, habe auch alles in Excell simuliert, aber es gibt auch jede Menge Chancen, neue Technologien, Businessmodelle etc., in die Du investieren könntest.
    Ich glaube das wichtigste ist Streuung in verschiedene Assets, da sich auch das Finanzsystem stark verändern wird.