
Im letzten Artikel habe ich unsere grundsätzliche Strategie besprochen, wie wir uns der Frage genähert haben, ob unser Einkommen für eine Rente reicht.
Ob es reicht, hängt ja nun maßgeblich davon ab, wie viel man braucht. Das ich diesen Artikel als Zweites schreibe, hat damit zu tun, dass ich das schon sehr gut weiß.
Deshalb hier mein Rat: Führt Haushaltsbuch. Wir machen das seit einigen Jahren und wissen entsprechend recht genau, wie hoch unsere Lebenshaltungskosten aktuell sind.
Kostenveränderungen
Spannend sind für uns die Veränderungen, die sich vielleicht im Alter ergeben. Bei den laufenden Kosten rechnen wir mit Veränderungen bei der Krankenkasse, bei den Ausgaben in Sachen Mobilität, in geringem Maße bei der Kleiderwahl, weil ich sicherlich keine schicken Businesskleider mehr tragen werde und möglicherweise bei so Anerkennungsausgaben, die ich oft tätige, wenn ich eine anstrengende Woche hinter mir habe. Da ich bisher Selbständig war, gehe ich selbst bei den Krankenkassenbeiträgen von einer Reduktion aus. Das ist bei Angestellten natürlich anders, weil hier zum ersten Mal eine freiwillig bezahlte Krankenversicherung eingegangen werden muss, wenn man sich vor dem gesetzlichen Rentenalter von einer Anstellung verabschiedet.

Die Reduktionen lassen sich recht leicht aus der Beendigung von Tätigkeiten ableiten, die man nicht mehr machen wird. Schwieriger wird es, wenn es um neue Ausgaben geht, die vielleicht in der Rentenzeit hinzukommen wird.
Hier heißt es plötzlich vage Vorstellungen in Zahlen zu gießen. Wir haben unser Reisebudget erhöht und auch allgemein unsere Freizeit- und Gesundheitsausgaben. Dies sind Veränderungen für die laufenden Ausgaben und wir haben diese auch beibehalten bis in die Hochaltrigkeit. Mit dem Wissen, dass sich dann möglicherweise das Freizeitbudget verringert und das Gesundheitsbudget dafür erhöht.
Einzelwünsche

Neben den laufenden Ausgaben haben wir uns auch sehr lange mit der Frage auseinandergesetzt, welche Ausgaben unser Leben deutlich verbessern würden. Da steht als erstes natürlich unser Alterswohnsitz als die wesentliche Kostenpositionen. Ob Wohnung oder Haus, diese Kosten sollen im Wesentlichen durch den Verkauf unseres jetzigen Hauses finanziert werden können. Allerdings bin gerade ich als Sparbrötchen aktuell schon sparsamer, weil ich immer abwäge, ob wir das Geld jetzt ausgeben oder uns bei unserer Immobilie lieber was schöneres leisten können, wenn wir jetzt verzichten. Ohne der Klärung dieser Frage, sind weitere Fragen in Sachen Ausgaben im Augenblick noch hypothetisch und wir haben sie aktuell eher pauschal angesetzt. Dies gilt es unbedingt zu konkretisieren, aber erst wenn die Hausfrage geklärt ist.
Und damit sind wir bei einem meiner Lieblingsaktivitäten: Szenarien! Ich rechne meine Excel-Tabelle mit den Zukunftsausgaben mit unterschiedlichen Lebensvorstellungen. Also mal mit einem umfangreichen Reisebudget, mal mit einer Mietwohnung und mal mit einem Haus usw. Dabei teile ich unser Leben in 10 Jahresschritten auf. In der Phase zwischen 55 und 65 soll ein Umzug anstehen, dafür planen wir Kosten ein.
In der nächsten Phase bis 75 haben wir drei längere (Welt)reisen eingeplant, weil wir bis dahin davon ausgehen, dass sich unser Hund von uns verabschiedet hat. Außerdem planen wir eine größere Renovierung ein, einfach weil das alle 10 Jahre dran ist.
In der Phase bis 85 haben wir einmal Geld eingeplant für größere Reparaturen wie evtl. eine neue Heizung oder neue Fenster, allerdings nur bei einer gekauften Immobilie. Da wir aktuell noch nicht wissen, wo wir wohnen werden, ist das zugegeben schwer. Aber egal wo es sein wird, in spätestens 30 Jahren werden Dinge kaputtgehen! Je nach Immobilie ist uns bewusst, dass wir diese Zahlen anpassen müssen. Und umgekehrt auch von Immobilien absehen, wenn wir das Gefühl haben, dass man in diese in den Folgejahren zu viel stecken muss, um sie fit zu halten.
Die hochaltrige Phase von 85 bis 95 fanden wir in der Planung am schwierigsten. Wenn wir auf unsere Eltern schauen, dann kommen sie in dieser Phase relativ gut klar und geben sehr wenig Geld aus. Sie haben alles und sie brauchen nicht viel. Sie verändern auch nicht mehr ihre Gewohnheiten und diese waren eh geprägt von einem eher sparsamen Lebensstil. Ganz anders sieht das bei älteren Personen aus, die nicht mehr in ihren eigenen vier Wänden wohnen können und die zum Teil permanente Hilfe brauchen. Meine Tante wohnt in einem Wohnstift. Mit Mittagessen, aber ohne Pflege. Das kleine Apartment kostet monatlich 3.000 €, dazu kommen ja immer noch ihre Lebenshaltungskosten (die allerdings auch bei ihr gering sein dürften). Müssten wir so leben, müssten wir locker 15.000 € im Jahr auf unsere normalen Lebenshaltungskosten draufschlagen. Wir haben uns für einen Mittelweg entschieden und planen einen Hochaltrigskeitspuffer ein, der für 10 Jahre sehr knapp reichen sollte. Dabei gehen wir davon aus, dass wir nicht beide 10 Jahre Unterstützung brauchen, sondern wahlweise nur eine Person und oft auch nicht so lange.
Gelassenheit ist Trumpf

Mit 15 habe ich noch nicht gewusst, wie ich heute lebe. Es hat auch niemand von mir erwartet, dass ich das weiß. Wenn ich heute plane, wie ich mit 95 leben werde, dann umreiße ich dieselbe Zeitspanne von 40 Jahren nur in die andere Richtung.
Natürlich wollen wir wissen, ob das Geld reicht. Aber wir wissen so vieles andere nicht und wir sind bisher immer gut durchs Leben gekommen. Wir sind geflogen, wir sind Auto gefahren, wir haben andere gefährliche Situationen überstanden. Das Leben hätte schon viele Male tödlich oder schwer verletzt enden können. Ein gewisses Risiko bleibt auch in der Rentenphase bestehen und es gilt diese, wie im restlichen Leben auszuhalten. Wir werden immer eine gewisse gesetzliche Rente erhalten und wir leben in einem Land, in dem wir irgendwie versorgt werden werden. Vielleicht nicht toll, aber irgendwie schon. Das soll nicht heißen, dass ich mich darauf verlassen will, aber gelassen in die Zukunft zu blicken, scheint für mich eine gute Lebensstrategie zu sein. Wie gehst Du damit um? Mein Eindruck ist, dass dies ein zentrales Thema für viele Menschen ist, die vor dem gesetzlichen Rentenalter aufhören wollen zu arbeiten.
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